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Hermann Reimer

Berlin

Malerei



Ausstellung: 20. Februar - 7. April  2011 in der Kreisvolkshochschule Norden
Öffnungszeiten: Mo - Fr  9:00 - 20:15 Uhr, in den Ferien bis 15 Uhr

Vernissage: Sonntag, den 20.2.2011 um 11:30 Uhr


Begrüßung:  Walter Wolff, Kunstverein Norden
Einführung:  Liesa Tamsen, Norden




Zur Malerei von Hermann Reimer von Daniel Khafif, Kunsthistoriker, Berlin

In der Malerei hat die Gattung »Interieur« eine lange Tradition und verfügt über eine hohe Vielseitigkeit. Nahezu alle bekannten Maler bis heute haben sich mit diesem Thema beschäftigt. Die Darstellung von Innenräumen bzw. Zimmern mit und ohne Personen vermittelt uns viel über das private Milieu, die Arbeitswelt und das gesellschaftliche Umfeld der Menschen in ihrer Zeit.

Auch Hermann Reimers Malerei hat ihren Schwerpunkt in der Darstellung von Räumen. Und auch seine Malerei offenbart die hohe Vielseitigkeit des Themas, wobei Darstellungen von Wohnräumen ein großer Teil seines aktuellen Werks sind.

Wohnen ist wichtig in Deutschland, man will es gemütlich haben, es soll präsentieren, aber es soll gleichzeitig auch individuell sein und in der Einrichtung eine persönliche Note herausstreichen. Man umgibt sich mit einer Einrichtung, die schon aus sich heraus etwas zum Selbstverständnis des Bewohnenden beitragen soll, ergänzt durch Fundstücke, Bilder oder Andenken, die quasi als Denkmäler die persönliche Biografie dokumentieren.

Ein wenig grotesk wirken dagegen Einrichtungskataloge. Gezeigt werden meistens fertig eingerichtete Räume – oft sogar schon mit Bewohnern. Bilder hängen bereits an den Wänden, Erinnerungsstücke auf den Simsen, Kinderspielzeug liegt verstreut auf dem Boden. Ähnliches findet man auf Fotos im Internet auf der Suche nach Ferienwohnungen. Zwar sind die Räume für Feriengäste eingerichtet, spiegeln aber doch mit Sicherheit Einiges aus den Lebensgewohnheiten und der Geschmackswelt der Besitzer wider. Auch hier findet man persönliche Accessoires, als ob die Ferienwohnungen bewohnt wären, teilweise liegt eine Tasche auf einem Stuhl, oft brennen die Lampen.

Reimer malt diese Räume, manchmal leer, manchmal vollständig eingerichtet. Teilweise gehen sie in den Außenraum über, manchmal mit Menschen oder zumindest mit Abbildungen von Personen an den Wänden. Oft werden die Hotelzimmer oder Ferienwohnungen durch eine kräftige Farbgebung und malerische Auflösung verfremdet, wobei Reimer sein malerisches Handwerk überzeugend beherrscht. Er beschreibt das scheinbar Bekannte, fokussiert das scheinbar Unwesentliche, wie z. B. Sessel, Sitzgruppe, Couchtisch oder Schrankwand, alles dies Elemente des bewohnten wie umbauten Lebens, die uns fast nicht mehr auffallen, weil sie so sehr zum Alltag gehören. Reimer macht diese Dinge wieder sichtbar. Die uns eigentlich unbekannten Räume wirken auf uns seltsam anrührend, evozieren Erinnerungen an schon mal Gesehenes oder Erlebtes. Die Bilder besitzen eine melancholische Atmosphäre und wirken dabei seltsam anrührend, ein unbestimmtes Gefühl, das noch längere Zeit nachklingt. Dies ist vielleicht das Überraschendste: Reimers Bilder gehen einem nicht mehr so leicht aus dem Kopf – aber seichte Melodien sind sie wirklich nicht.